20 junge Menschen aus 3 Nationen sind zum 14. Mal nach Bergen-Belsen und ins Anne-Frank-Haus nach Oldau gekommen um gemeinsam Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes begehbar zu machen.
Ein Schwerpunkt ist neben Pflegearbeiten auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers die Weiterführung des im vergangenem Jahre neu begonnenen Projektes »Erinnerungsweg«. Hierbei handelt es sich um den 6 km langen Weg, den die Häftlinge von der Verladerampe zum ehemaligen Lagereingang gehen mussten. Aber dieser Weg hat auch zwei Seiten. Dieser Weg war für viele Menschen nicht nur der Weg in den Tod, also in das Lager, sondern auch der Weg zurück in die Freiheit.
Im Workcamp soll die Erinnerung an die Geschehnisse in Bergen-Belsen wachgehalten werden aber auch ein Bogen in die eigene Gegenwart der Teilnehmer geschlagen werden. Dabei spielt nicht nur die unterschiedliche Herkunft der Teilnehmer eine große Rolle. So kommen die Jugendlichen aus den Niederlanden, aus Belarus und aus Deutschland. In allen Teilnehmerländern waren die Grausamkeiten des Holocaust auch hier deutlich zu spüren und haben die Nationen bis heute geprägt.
Einige Teilnehmer sind auch auf ganz persönliche Spurensuche und haben sich deshalb entschlossen an diesem Camp mitzuwirken. So zum Beispiel Matthias aus den Niederlanden der Spuren der Inhaftierung seines Urgroßvaters in Bergen-Belsen sucht.
Die Teilnehmer haben in verschiedenen Arbeitsgruppen die Möglichkeit an der Geschichte des ehemaligen Konzentrationslagers zu arbeiten. So wird eine Außengruppe den oben beschriebenen Erinnerungsweg bearbeiten, eine weitere wird die nach der Neugestaltung des Außengeländes notwendig gewordene neue Beschilderung der Baracken herstellen und anbringen.
Die Archivgruppe wird sich mit der Thematik Kinder und Jugendliche in Bergen-Belsen auseinandersetzen und die Zeitzeugengruppe mit den Zeitzeugen Chaim Liss, Walter Guttmann und Yehuda Blum Gespräche führen. Walter Guttmann und Yehuda Blum stehen dabei auch der Gesamtgruppe als Gesprächspartner zu Verfügung. Yehuda Blum war nach seiner Zeit als Inhaftierter in Bergen-Belsen ständiger Vertreter des Staates Israel bei der UNO.
Aber nicht nur das gemeinsame Arbeiten steht im Vordergrund. Genauso ist der Austausch über unterschiedlicher Kulturen und unterschiedlicher Umgang mit Geschichte der Teilnehmernationen wichtig. Hierzu gibt es verschiedene Programmpunkte und das »Gute-Nacht-Café«, in dem gemeinsam geplaudert, gesungen und gespielt wird. Jeden Abend gibt es verschiedene Leckereien aus den Teilnehmerdelegationen und so wird erreicht worum es auch in diesem Workcamp geht: Nur wenn es gelingt andere Kulturen zu kennen, wenn es gelingt zu verstehen wie auch bei bestehenden Unterschiedlichkeiten der Teilnehmer es trotzdem viele Gemeinsamkeiten gibt und so unnötige Vorurteile abgebaut werden können, kann gemeinsam daran gearbeitet werden ein friedvolles, menschliches Miteinander zu gestalten.
von: Jan-Hinnerk Scholljegerdes
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Geändert am 18.07.2008 11:23 von Jugendserver Niedersachsen